Unsere Vereinsgeschichte

Die Jahre 1736 bis 1945

Im Laufe der Geschichte bildeten sich insbesondere zwischen 1720 und 1750 zum Zwecke der Ortsverteidigung Schützengesellschaften heraus. Nach den Statuten vom 13. März 1863 besteht die Burgstädter Schützengesellschaft seit dem Jahre 1736. Sie wurde auf Anregung des Rochsburger Grafenhauses von Schönburg als Schützenkorps gegründet.

 

Der folgende Siebenjährige Krieg verbot die Abhaltung derartiger Veranstaltungen. Das Schießen ruhte, die Gewehre wurden abgeliefert. 1792 beschloß der Verein die Anschaffung neuer Uniformen. Festgelegt wurden grüntuchene Röcke, gelbtuchene Westen, gelbtuchene Hosen mit gelben Knöpfen.

1820 wurde für 30 Thaler eine neue Vereinsfahne mit königlichem Wappen angefertigt.

1865 wurde eine grün-weiße Fahne mit neuem sächsischen Wappen für 100 Thaler angefertigt.

 

1886 wurde durch die weitere Bebauung des Ortes ein Neubau des Schützenhauses erforderlich. Die Felder hinter dem Wettinhain wurden erworben und das Bauvorhaben umgesetzt. Hier wurde bis zum 2. Weltkrieg geschossen, in Kriegszeiten auch, überwiegend zur militärischen Ausbildung.

Im Jahre 1887 wurde die neue Schützenfahne eingeweiht, zu deren Weihe über 800 Gäste kamen. Das rechte Foto zeigt einen Burgstädter Schützenkönig um das Jahr 1880. 

Das linke Foto zeigt die Mitglieder des Schützenvereines im Jahre 1900 mit dem Mausergewehr 71 im Kaliber 11 mm. Dieses Gewehr wurde ab 1892 aus der deutschen Heeresbewaffnung ausgegliedert, blieb aber bei der Reichszollverwaltung und dem Landsturm bis 1914 im Einsatz.

 

Um 1900 konnte man im Waffenhandel das Gewehr 88 zu 52,- Reichsmark, das Gewehr 98 zu 100,- Reichsmark kaufen, als "Wehrmannsbüchsen" im Kaliber Kaliber 8,15x46,5 gab es das Gewehr 88 zu 65,- Reichsmark und das Gewehr 98 zu 85,- Reichsmark. Das obsolete Gewehr Mauser 71 kostete im Jahre 1900 ganze 40,- Reichsmark. Heute kostet es ca. 1100,-€, geschossen wird es in der Disziplin LP 2.02 "Ordonnanzgewehr 2" des Sächsischen Schützenbundes.

Ein weiteres Foto(rechts) zeigt die Reiterabteilung des Schützenvereines Burgstädt im Jahre 1925 vor der Schießhalle am heutigen Lindengarten.

 

1945 wurden auf Anordnung der sowjetischen Militärverwaltung alle Schießvereinigungen verboten und auch in Burgstädt wurde der Verein aufgelöst. In der DDR waren alle freien Schützenvereinigungen untersagt, der Schießsport wurde in der staatsnahen "Gesellschaft für Sport und Technik" organisiert. 1990 wurde der Schützenverein Burgstädt e.V. neu gegründet.

Die Neugründung

Im späten Frühjahr 1990 trafen sich die Herren Erhardt Schroth und Joachim Opitz zu einem "normalen" Gespräch bei einem Bierchen, um über dies und das zu reden. 

 

Man stellte fest, daß mit der Wende in Deutschland viele Gemeinschaften, in welcher Form auch immer, zerbrachen. Die Vereinsgründung im neuen Ostdeutschland befand sich noch in den Kinderschuhen. Im Fortgang des genannten Gespräches schlug Joachim Opitz vor, gründen wir doch einen Schützenverein und vereinen die Pflege von alter Tradition mit sportlicher Betätigung in Form von Schießsport. Die Schützenvereine in Burgstädt sind die ältesten Vereine in Burgstädt. 

 

Herr Schroth und Herr Opitz waren sich schnell einig, wir gründen einen Schützenverein. Schon am nächsten Tag wurden die Formalitäten in Angriff genommen. Beim Vereinsregisteramt besorgte man sich Unterlagen und informierte sich über die notwendigen Voraussetzungen für eine Vereinsgründung.

Schnell war klar:

  • wir benötigen mindestens 7 Gründungsmitglieder,
  • eine Satzung muss geschrieben werden und,
  • ein Sitz des Vereins muss definiert werden.

Herr Schroth hatte in der Zwischenzeit Kontakt mit Herrn Gerhard Kaubisch. Dieser war verantwortlich für die ehemalige GST-Ausbildung im VEB Feinspinnerei Burgstädt. Er wusste zu berichten, dass sämtliche Luftgewehre und Munition verschrottet werden sollten und war von der Idee der Vereinsgründung Feuer und Flamme.

Es wurde sich eine Vereinssatzung des Schützenvereins der Partnergemeinde Ahnatal versorgt und auf dieser Basis eine eigene Satzung erarbeitet.

Der Sitz des Vereins war Burgstädt Brühl 3. 

 

In wenigen Tagen waren alle Voraussetzungen zur Vereinsgründung geschaffen, da es auch weitere Interessenten für den Verein gab. 

So kam es am 19.06.1990 durch 15 anwesende Schützen zur Neugründung des "Schützenvereins Burgstädt e.V.". Die Gründungsveranstaltung fand in der Gaststätte "zum Frongut" statt, welche als Vereinsgaststätte ausgewählt wurde. 

 

 

 

 

Als erste Gründungsmitglieder können:

 

Erhardt Schroth

Joachim Opitz

Andreas Römpler

Gerhard Kaubisch

Gerald Pester

Lothar Raschke

Eberhardt Patitz

 

benannt werden.

Da das 1. Schützenfest auch gleichzeitig der 1. Höhepunkt im Vereinsleben war, wurden besonders viele Vorbereitungen getroffen. Es musste ein Veranstaltungsplan aufgestellt werden, und Musik beschafft werden. Die Öffentlichkeitsarbeit hatte einen besonderen Stellenwert (Werbung). Auch viele kleine organisatorische Arbeiten mussten erledigt werden (z.B. das Beschaffen der Schießbudenausrüstung) und das leibliche Wohl durfte natürlich auch nicht zu kurz kommen.

 

Die Burgstädter Reithalle diente dem Schützenverein bis ins Jahr 2000 als Schießstätte. Mit dem Um-, Aus- und Neubau des Schützenhauses am Taurastein kehrte der Verein an seine alte Wirkungsstätte am Wettinhain zurück und schuf sich seine eigene Heimstätte.

 

Geschrieben von Joachim Opitz.

Traditionspflege und königliche Privilegierung

Der letzte Burgstädter Schützenverein, die "Königlich privilegierte Schützengesellschaft Burgstädt" wurde von der sowjetischen Militäradministration 1945 aufgelöst. Zur Neugründung des Schützenvereins 1990 war klar, dass eine Rechtsnachfolge der "Königlich Privilegierten Schützengesellschaft Burgstädt" juristische nicht mehr möglich war. Die Enteignung unter alliierter Besatzungsmacht sowie der Abriss des Vereinshauses am Wettinhain konnte nicht mehr rückgängig gemacht werden, da bereits neue, rechtsgültige Besitzverhältnisse entstanden waren.

Bei der Namensgebung 1990 stand also die Frage, entweder den historischen Traditionsnamen "Königlich privilegierte Schützengesellschaft Burgstädt" oder einen neuen Namen zu wählen. Die KpSG war über 200 Jahre ein fester Bestandteil der Bürgergesellschaft Burgstädts, deren Tradition es zu bewahren gilt, aber sie war zu ihrer Zeit auch ein exklusiver Herrenclub gewesen (Foto rechts) deren privilegierte Inhalte nicht mehr der Zeit entsprechen.

In den Jahren nach 1945 gab es einen starken gesellschaftlichen Wandel. Der sportliche Aspekt rückte stärker in den Vordergrund, ganz selbstverständlich gehören heute auch Frauen zum Schützensport, die Schützenbrüder und -schwestern kommen aus allen Schichten der Gesellschaft. Es gibt eine besondere Jugendarbeit sowie die Förderung des Behinderten- und Seniorensportes. Die heutigen Inhalte des Vereinssports setzen mehr auf Integration statt auf Privilegien und Namenskult. Deshalb entschied man sich 1990 nach langen Hin und Her für einen Neubeginn mit dem neuem Namen "Schützenverein Burgstädt e.V.".

Der zweite Grund für diese Entscheidung war, dass die KpSG zwar die älteste und bedeutendste Burgstädter Schützengesellschaft war, aber nicht die einzige. Im Bereich der heute zur Stadt Burgstädt eingemeindeten Ortsteile Göpfersdorf und Herrenwalde gab es früher ebenfalls kleine Schützengesellschaften, deren wenige Hinterbliebenschaften ebenfalls durch unseren Verein gepflegt werden.

 

Der Schützenverein Burgstädt e.V. betreibt seit 1990 die Traditionspflege der "Königlich privilegierten Schützengesellschaft Burgstädt". In den vergangegen Jahren wurden von den Mitgliedern des Vereins verschiedene historische Gegenstände und Dokumente der ehemaligen KpSG zusammen getragen. So befindet sich die Chronik anlässlich des 200 jährigen Jubiläums 1936 im Vereinsbesitz, eine weitere Chronik zum 260 jährigen Bestehen der KpSG wurde 1996 durch unseren Verein erstellt. Während der regelmäßigen Ausstellung zur Burgstädter Kulturwoche können diese Dokumente und Gegenstände im Schützenhaus am Taurastein besichtigt werden.

 

Wir erheben für die Pflege historischer Traditionen keinen Alleinvertretungsanspruch, ein wenig Respekt vor großen Namen und sportliche Fairness gehören auch dazu. So haben wir nach unserer Rückkehr an den Wettinhain nach 2000 darauf verzichtet, einen regelmäßigen "Taurasteinpokal" auszuschreiben und ihn stattdessen "Sonnenwendpokal" genannt, weil unsere Burgstädter Fußballer bereits einige Jahre zuvor einen Wettkampf um den "Taurasteinpokal" ins Leben gerufen hatten.

In Zusammenarbeit mit städtischen Partnern wurden Replikas der historischen Uniformen der ehemaligen KpSG hergestellt. Diese werden von den Mitgliedern des Schützenvereins zu festlichen Anlässen der Anlässen der Stadt Burgstädt getragen. (links: Festumzug zur 625 Jahrfeier von Burgstädt)

Jährlich im Herbst findet im Schützenhaus das traditionelle Königsschießen statt, zu dem auch das Ehrenmitglied unseres Vereins, Herr Bürgermeister Lothar Naumann mit seiner Ehefrau anwesend ist. Der Schützenverein Burgstädt lässt zu diesem Ereignis handgemalte und geschnitzte Königsscheiben mit Motiven der Stadt Burgstädt anfertigen. So wurden in den letzten Jahren der Wettinhain, den Markt, das Rathaus, der Bahnhof, das Gymnasium, die Grundschule sowie der Taurasteinturm als Scheibenmotiv verewigt (rechts: die Schützenscheibe mit dem Motiv Gymnasium Burgstädt). Ebenfalls wieder im Vereinsbesitz ist das Königsalbum der KpSG mit dem letzten Schützenkönig Karl Fischer 1938. 70 Jahre später, im Jahr 2008 wurde das Burgstädter Königsalbum mit den Schützenkönigen der Nachkriegszeit fortgeführt.

Im Jahre 1996 wurde dem Verein die Immobilie der Reithalle des ehemaligen Reitvereins St. Georg e.V. zur Erbpacht angeboten. In den darauffolgenden 7 Jahren entstand mit großem personellem und finanziellem Aufwand ein neues Schützenhaus am Wettinhain in unmittelbarer Nähe des alten Schützenhauses der KpSG, von dem heute leider nur noch der Brunnen übrig ist.